ÜBER DIE AUTORIN UND DAS BUCH

Aida Nasrallah

Für Aida Nasrallah liegt die Liebe jenseits des Ozeans, aber sie holt sich ihre fernen Geliebten in ihre Träume und auf die Seiten ihres Tagebuchs. Verschiedene Männergestalten fließen zu mythologischen Figuren zusammen: Sei du mir Sohn, Geliebter, Vater! Im wirklichen Leben stellen sich für die in Israel lebende Palästinenserin die Fragen:Wer bin ich? Wohin gehöre ich? Zu den Schriftstellerkollegen nach Tel Aviv? Zu den engagierten Künstlerinnen, die in ihrenWerken die Folgen der Besatzung anprangern? In das Flüchtlingslager von Jenin, wo Verwandte von ihr leben? Nach der Scheidung ist sie in ihr Elternhaus zurückgekehrt und damit erneut der Neugier der Nachbarn und der Kritik ihrer Mutter ausgesetzt. Wenn ihr italienischer Kollege Rocco sie besuchen will, muss sie als alleinstehende Frau einige Männer aus ihrer Familie hinzubitten. Aida grollt ihrer hassgeliebten Stadt Um-el-Fachem, wo seit Jahren ein fundamentalistischer Stadtrat regiert und ihre Freiheit als Frau und Künstlerin beschränkt. Sie übt an diesem Zustand scharfe Kritik, die uns um ihrWohlergehen fürchten lässt. Die arabische Schriftstellerin Aida fühlt sich angezogen von der westlichen Kultur, sie hat in Tel Aviv Literatur und Kunst studiert. Ende August 2001 fliegt sie trotz großer Angst, verloren zu gehen, in die USA, um dort an einem internationalen Schriftsteller-Workshop teilzunehmen. Am Ende ihres Buches, wir schreiben das Frühjahr 2004, weint sie über den Fall von Bagdad, der Urmutter der Sprache. Zwischen diesen Polen bewegen sich ihre Gedanken: »Frauen und Städte können den Krieg nicht aufhalten. Aus der gegenwärtigen Schwärze Iraks wird Ischtar aufscheinen und noch einmalWorte gebären.« Wir sind ihr dankbar, dass sie sich ihren Humor bewahrt hat und uns ab und zu zum Lächeln bringt. Vor allem aber sind wir ihr dankbar, dass sie uns ihre vergilbten Tagebuchseiten öffnet und Einblick gewährt in ihr reiches Leben, reich an Schmerzen, reich an künstlerischen und menschlichen Erfahrungen, reich an erotischen Träumen.

 

AUTORIN

Die palästinensische Schriftstellerin Aida Nasrallah wurde 1956 in Um-el-Fachem, Israel geboren. Sie absolvierte ihre Studien über Arabische Literatur und Kunstgeschichte an der Universität Haifa mit dem Abschluss B.A. sowie an der Universität Tel Aviv mit dem Abschluss M.A. über das Frauen betreffende Thema: Female Artists from the Wadi Ara Region; Their Artistic Endeavor as a Reflection of their Social and Individual Perception. Sie lebt in Um-el-Fachem und arbeitet in zur Zeit an ihrer Promotion.

Vita - Englisch

Vita - Arabisch

 

Helene Seidler

ÜBERSETZERIN

Helene Seidler, Deutsche und Israelin, wurde 1948 in Deutschland geboren. Sie lebt seit mehr als zwanzig Jahren in Jerusalem, wo sie als Übersetzerin hebräischer Literatur ins Deutsche tätig ist, unter anderem für die bekannten israelischen Autorinnen Batya Gur, Rivka Keren, Dorit Rabinyan und die palästinensische Schriftstellerin und Malerin Aida Nasrallah.

 

Liebe jenseits des Ozeans

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Gebunden mit Schutzumschlag, Fadenheftung, Format 210 x 128, 180 Seiten, Preis Euro 19,80

ISBN-13 978-3-86577-115-5

Klappentext:

»Ist das Herz geteilt, beginnt die Heimat sich zu verzweigen, das Gewebe wird farbiger, weiter, schenkt Freud und Leid zugleich. « Über solche Verzweigungen spricht Aida Nasrallah. Sie wird verfolgt von Angst, ist hin- und hergerissen von politischen und religiösen Bedingtheiten, bleibt Fremde im eigenen Land. Die in Israel lebende Palästinenserin konfrontiert uns in ihrem Erstlingswerk mit spannungsgeladenen Überlegungen und Emotionen. Wer ist sie? Wohin gehört sie? Wann wird sie jemals ihr wahres Ich zeigen können? Die Realität stellt sich als auswegslos dar. Ihre Angst vor dem sich Verirren zwingt sie, sich einen Ansprechpartner zu kreieren, einen Mitwisser. So wird dieser der vorübergehende Hoffnungsträger ihres Daseins, an ihm entwickelt sie ihre Identität. »Lieber, Geliebter, Vater« nennt sie ihn, und indem sie sich ihn erschaffen hat, finden ihre Gedanken schriftliche Fixierung. Ein Tagebuch, Briefe, ein Roman, genauer gesagt ein Kunstgriff. Mit diesem gelingt, dass wir ihr zuhören und das Gehörte sehen, gebannt von dieser Mischung aus Wirklichkeit und Phantasie, vom Reichtum der Wörter, aus denen eine außergewöhnliche Frau klingt. Sie dringt in uns ein. Ihre Wörter beweisen, dass sie zugleich eine Malerin ist, eine Dramaturgin, die uns mitnimmt in dieWelt zwischen den Kulturen, durch die ihr Ich schimmert. Sie erschafft sich selbst in dieser Welt der Worte, die so fragil ist, ein Gewebe. Ihr reales Sein wirkt nahezu ephemer, indem sie sagt »Ich lösche mich aus und werde auf der schöpferischen Erkundungsfahrt neu geboren, in jedem Augenblick, mit jedem Wort.« Das ist ihre große Chance. Und so wendet sie sich zum Schluss an ihren Geliebten in der Hoffnung, dass er sie auf der Reise in die [Wort]welt der Träume begleiten möge. Eine Welt ohne Tod.

Marie-Louise Jung, Lektorin

 

 

 

 

 

 

Aida Nasrallah:

Liebe Jenseits des Ozeans