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L E S E P R O B E N

von Seite 102

Familie Oppenheim

Jakob Oppenheim ist das erste Mitglied dieser bis heute berühmten Familie.Er kam wohl zwischen 1720 und 1724 nach Bonn und war als Hoflieferant unter Kurfürst Clemens August tätig. Er stiftete für die Synagoge in Bonn eine Torakrone und einen Toravorhang zu Ehren des Kurfürsten. Jakob starb 1760.

Salomon Oppenheim junior, kurkölnischer Hoffaktor, gründete 1789 sein Bankhaus in Bonn darauf und verlegte es nach der Auflösung des Kurstaates 1801 nach Köln, wo er Mitbegründer der neuen jüdischen Gemeinde werde. Sein Bruder Abraham (1777-1853) war Kaufmann und betrieb in Bonn ein Ellen- und Manufakturwarengeschäft. Er ist hier begraben.

Das Bankhaus in Köln entwickelte sich mehr, und mehr und die Familie Oppenheim engagierte sich mit Investitionen in vielen Bereichen, z. B. am Kölner Dom,der Kinderklinik, dem Walltaf-Richarz-Museum usw. In der Nazizeit rettete ein Freund der Familie, Dr. Robert Pferdmenges, die jüdische Bank mir seinem guten Namen. Das Bankhaus Oppenheim ist heute eine spezialisierte Privatbank. 

 

LESEPROBE von Seite 39

Bereich Kölnstraße:

Kölnstraße 64.

Das Haus Kölnstraße 64 wurde im 2. Weltkrieg zerstört. Heute befindet sich in Höhe des ehemaligen Gebäudes ein Geschäftshaus (Schlecker).
 Früher befand sich dort die jüdische  Studentenverbindung “Kadimah", das bedeutet ,,Vorwärts". Sie wurde 1909 gegründet und war zionistisch ausgerichtet. Sie gehörte zum linken Spektrum von ,,HaPo'el HaZa'ir" ( Junger Arbeiter), einem Flügel der späteren Arbeiterpartei Israels.
Die Studenten haben sich damals für die Einwanderung nach Palästina eingesetzt und engagierten sich für die Arbeit des Keren Kajemeth (Jüdischer Nationalfond), der finanzielle Mittel für den Landkauf in Palästina benötigte.
Zum fünftundzwanzigsten Todestag von Theodor Herzl veranstaltete die Verbindung ein Fest im Bonn.
Regelmäßig führte ,,Kadimah" wissenschaftliche Veranstaltungen durch, aber auch Hallenturnen und - schwimmen standen auf dem Stundenplan der Studenten. Jeden Freitag versammelten sie sich im Haus an der Kölnstraße zum geselligen Beisammensein.
1929 feierte man das 20-jährige Bestehen von ,,Kadimah". Zum Abschluss sang man gemeinsam die ,,Hatikvah", die heutige Nationalhymne Israels.
1933 wurde das Haus an der Kölnsrraße verkauft. Die Mitglieder von ,,Kadimah" hatten früh erkannt, dass sie als Juden in Deutschland nicht mehr leben konnten und entsprechend gehandelt.
Neben der zionistisch ausgerichteten Studentenverbindung gab es in Bonn noch eine Ortsgruppe der Zionistischen Bewegung. Die Mitglieder trafen sich regelmäßig im Café Gangolf in der Innenstadt. Vorträge über die Gestaltung eines neuen Lebens in Palästina und Kurse über Judentum waren ein wichtiger Bestandteil im Programm der Bonner Zionisten.
 

 

 

Kölnstraße 97

Die noch in Bonn lebenden Juden mussten 1939 ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Für sie gab es kein Mietrecht mehr. Sie wurden in Gemeinschaftshäuser, die sogenannten Judenhäuser eingewiesen. Sie konnten sich nicht aussuchen, mit wem sie leben wollten oder wie. Judenhäuser waren u.a. in der Breitestraße 82, Josefstraße 8, Im Kratisfeld 16, Rosenstraße 14 und über den ganzen Stadtbereich verteilt.
Als die Menschen ihre gewohnte Umgebung verlassen mussten, ihre Privatsphäre ihnen genommen wurde, sind einige freiwillig aus dem Leben geschieden, wie Prof. Hausdorff mit Frau und Schwägerin, oder auch die Familie Salomon, sie konnten die aufgezwungenen Lebensverhältnisse einfach nicht ertragen. ...

 

LESEPROBE von Seite 98 - 99

Der alte jüdische Friedhof Beuel-Schwarzheindorf:

Mayer Marx, (1794-1844), durch seinen Weinhandel wurde Mayer Marx einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Juden von Bonn. Als die Revolutionstruppen 1794 in Bonn einmarschierten, haben er und sein Bruder Lion Bonn für einige Zeit verlassen. 1801 wurde Mayer zum Stadtrat ernannt und behielt dieses Amt bis er 1838 seinen Rücktritt erklärte. Er gehörte, wie viele Einflussreiche Bürger der Lesegesellschaft an und auch der Freimaurerloge "Les frères courageux". Als Mitglied der von Napoleon einberufenen Notabelnversammlung halfen er und sein Bruder bei der Neuregelung der Rechtsverhältnisse der Juden in Frankreich beratend mit.

 

Juda Mehler II, Oberlandesrabbiner (1661-1750) und seine gattin Fromet. Auf seinem Grabmal befinden sich folgende Worte: ... bejahrt und satt an Tagen, 91 Jahre alt Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens".
Die Inschrift bezeugt schon die Bedeutung des großen Gelehrten Juda Mehler II, der nach den Erzählungen seiner Zeit, allerdings unbewiesen  von  dem hohen Rabbi Löw aus Prag abstammen sollte. Juda Mehler II war eine der größten Autori täten seiner Zeit auf dem Gebiet der Halacha.

 

 

 

Als 1706 das Rabbineramt des Erzstiftes  Köln mit  dem Bistum Münster und dem Herzogtum Westfalen verbunden wurde, amtierte Juda Mehler II als Großrabbiner. Sein Amtssitz war abwechselnd Bonn und Deutz. Mehler II lebte 40 Jahre lang völlig asketisch  er fastete von Schabbat zu Schabbat. Er starb mit 91 Jahren völlig  erblindet.   Viele seiner Schriften gingen in der Hochwasserkatastrophe 1784 verloren.

1992/93 wurde in Jerusalem mit der   Herausgabe der nun zugänglichen Manuskripte der Responsen Juda Mehlers  begonnen und das Werk "eines der drei bedeutendsten Gelehrten seines Zeitalters" wird für uns zugänglich gemacht.

Dr.  Moses Abraham Wolff, kurfürstlicher Leibarzt  (ca. 1715-1802).

Moses Wolffs Grabstein ist trotz der Bedeutung des Verstorbenen unscheinbar und ragt nicht aus der Fülle der Grabmale heraus ...

 

 

 

Leah Rauhut-Brungs , Gabriele Wasser
Stadtrundgang durch Bonns
jüdische Geschichte
Peter Hodde
(Herausgeber)